Kaum etwas gestaltet sich heiterer,
als ein Ausflug in die 'spirituelle Szene'. Denn dort, wo wir
meinen, den Göttern extraordinär nahe zu sein - menschelt es häufig
ganz besonders...
Jeglicher Mangel beruht einzig auf
unwahren Glaubenssätzen, die uns fälschlicherweise annehmen lassen,
dass unserem Sein und Dasein Grenzen auferlägen, dass das Universum
in seinen Ressourcen beschränkt sei oder aber, dass wir Reichtum und
Überfluss nicht verdienen würden. Ganz genau dies ist es, was ich
mir in einem sogenannten "Fülle-Seminar" beibringen lassen durfte,
das mich eben einmal schlappe 500 Euro kostete. Jedoch bin ich noch
nicht gänzlich überzeugt, dass es allein dem Vorhandensein
persönlichen Mangeldenkens zuzuschreiben ist, dass ich diesen Monat
meine Miete nicht bezahlen kann. Aber egal.
Dennoch bin ich gewillt, mein Problem
zu lösen. Dafür aber muss ich zuerst meinem vordersten Mangel,
nämlich der Annahme von Mangel, den Garaus machen.
Antwort, wie ich dies genau erreichen kann, gibt mir das
Fülleseminar für Fortgeschrittene, das wiederum mit einem
Kostenpunkt von rund 1000 Euro veranschlagt ist. Hiernach werde ich
niemals mehr Mangel kennen. Ich vermute fast, die Seminarleitung
auch nicht.
Wie auch immer. Ich werde mehr als
reich entschädigt werden, soviel sei sicher - nämlich sobald ich das
Gesetz der Fülle erst einmal begriffen habe. Wenn ich mir jedoch
ansehe, wie viele Anschlusskurse in dieser Thematik angeboten
werden, kann dies durchaus ein wenig Zeit in Anspruch nehmen. Nun
gut. Im Zweifelsfalle werde ich eben einen satten Kredit aufnehmen
müssen. Hauptsache, ich kenne endlich niemals Mangel mehr.
Ergänzend hierzu, da geringfügig
kostenschonender, beobachte ich seit geraumer Zeit das Wirken und
Gebaren meiner spirituellen Kommilitonen und lege detaillierte
Beobachtungsprotokolle an. Und in der Tat hege ich mittlerweile den
Verdacht, einer nicht uninteressanten Gesetzmäßigkeit auf der Spur
zu sein. Denn während der spirituell Belehrende in der
Regel im Geld schwimmt, kennt der spirituell Belehrte
zumeist noch nicht einmal die Bedeutung des Wortes "schwimmen". Dies
wiederum ist fraglos dem Umstand anzulasten, dass ihm nicht zuletzt
die begüterte Ansammlung der hierfür benötigten Wassermassen in der
Regel fremd ist. Wie besagt: Er hat sein persönliches Mangeldenken
noch nicht überwunden.
Wenn wir aber davon ausgehen möchten,
dass dieser Zusammenhang über annähernd allgemeingültigen Charakter
verfügt, und weiterhin für einen kleinen Moment darauf verzichten,
dem spirituellen Lehrer in seiner Argumentation zu folgen, dass
einzig seine Meisterschaft im Fülledenken verantwortlich für seinen
heutigen Überfluss wäre, würde es theoretisch ausreichen, vom
spirituellen Schüler zum spirituellen Lehrer zu avancieren, um unser
persönliches Mangeldenken von heute auf morgen Geschichte sein zu
lassen. Glaubt mir oder glaubt mir nicht – ich habe es versucht. Es
funktioniert.
Leicht gemacht hat es mir hierbei der
Grundsatz, vertreten von der spirituellen Literatur unserer Tage,
dass wir heutzutage allesamt Schüler und Lehrer seien.
Dies macht auch mich punktum zum Lehrer, weitreichende
Qualifikationen wie ausufernde Selbstzweifel entfallen. Weniger
leicht macht es mir seitdem hingegen das Wissen, dass es keinesfalls
der Überwindung meines persönlichen Mangeldenkens zugute kommt, dass
ich heute Fülle und Überfluss erlebe. Begründung ist vielmehr, dass
andere angesichts meines Reichtums nun glauben, dass
ich mein Mangeldenken überwunden hätte. Diese sind es auch, die von
nun an von mir zu wissen begehren, wie ich dies nur angestellt haben
möge. Und gleichfalls bereit sind, sich diese Belehrung einiges
kosten zu lassen.
Darüber hinaus sollten wir jedoch
keinesfalls vermuten, dass der Umgang mit Fülle und Reichtum einfach
wäre, sofern wir diese beiden erst einmal an unserer Seite wissen.
Im Gegenteil bedarf auch diese Sachlage der umfassenden Aufklärung
und unterliegt ferner einigen wesentlichen Gesetzmäßigkeiten, denen
wir unbedingt unsere Beachtung schenken müssen. Ein Gegenstand, der
- so diffizil er sich tatsächlich darstellt - ohne Zweifel viele
weitere Seminare in Anspruch nehmen wird. Mir soll es Recht sein.
Schließlich gebe ich heute Seminare. Ich nehme sie
nicht mehr. Ich nehme sowieso nicht mehr. Nichts und niemandem. Ich
gebe nur noch. Was sich weiterhin äußerst begriffen darstellt.
Denn: Sofern wir die Fülle weiterhin
als Fülle erfahren möchten, nicht aber wünschen, dass erfahrene
Fülle unverzüglich zu gerade erst überwundenem Mangel regeneriert,
dann müssen wir die Bedürfnislage der Fülle kennen. Ihr
grundlegendstes Verlangen aber ist, fortdauernd in Bewegung gehalten
zu werden. In spiritueller Manier sprechen wir hier von "im Fluss
sein" oder etwas "im Fluss halten". Im Konkreten meint dies, dass
wir dasjenige, was wir erhalten, schleunigst von uns geben, um
wiederum das zu erhalten, was wir soeben von uns gaben. Grundlage
hierfür ist das Wesen des Kosmos selbst, dessen natürlichem
Verhalten es entspricht, unsere persönlichen Handlungen
spiegelbildlich nachzuahmen. Bedeutet: Wenn wir geben, werden wir
bekommen, wenn wir bekommen, müssen wir geben. Auch dies nur, um
erneut zu bekommen, was wir gerade erst gaben. Eine prima Sache –
denn von heute an sind wir beschäftigt.
Verzichten wir jedoch gänzlich auf
derlei Verhalten, meint dass wir sparen oder geizen und unsere
Akkordarbeit des fortwährenden Nehmens und Gebens somit kurzfristig
zum Stillstand bringen, wird sich der Kosmos einfach andere
Renditeobjekte suchen und uns nachfolgend unberücksichtigt lassen.
Was für uns bedeutet: Mangel.
Es ist leicht zu verstehen, dass die
Ursächlichkeit dieses Prinzips darin zu finden ist, dass wir im
Falle des "Behaltens" (dem Kosmos scheinbar eine gänzlich fremde
Vokabel) der freien Hände entbehren würden, um diese dem Kosmos
offen- wie leerstehend entgegen zu strecken. Um somit Neues zu
empfangen. Einige lösen dieses Problem auch durch Einsatz von
Taschen und Rucksäcken. Aber das gilt natürlich eigentlich nicht.
In seiner praktischen Konsequenz heißt
dies jedoch, dass ich Geld ausgeben muss, sobald ich Geld habe. Was
mir persönlich nicht sonderlich schwer fällt. Mein diesbezügliches
Wirkungsfeld habe ich jedoch ganz unproblematisch in
irdisch-manifester Spiritualität ausmachen können. Seminare, Bücher,
Cd’s, Tinkturen, Zubehör – all das, dessen unbezahlbarer Wert sich
nun mal in elitären Preisklassen ausdrückt, ist nun gleichfalls das
meine. Und ja, es macht mich glücklich.
Auch meine einstige Lehrerin, deren
einstündige spirituelle Gegenwart einem irdischen Gegenwert von etwa
150 Euro entspricht, kann nun endlich wieder von mir besucht werden.
Was sie, glaube ich, fast genauso sehr freut wie mich.
Heute aber bin ich selbst Lehrerin.
Und ich lehre. Was ich lehre? Ich lehre, dass jeglicher Mangel
einzig auf unwahren Glaubenssätzen beruht, die uns fälschlicherweise
annehmen lassen, dass unserem Sein und Dasein Grenzen auferlägen,
dass das Universum in seinen Ressourcen beschränkt sei oder aber,
dass wir Reichtum und Überfluss nicht verdienen würden. Ich halte
jeden dazu an, zuerst dem vordersten Mangel, nämlich der
Annahme von Mangel, den Garaus zu machen. Antwort, wie dies
genau zu erreichen ist, gibt mein Fülleseminar für Fortgeschrittene,
das mit einem Kostenpunkt von exakt 1000 Euro veranschlagt ist. Wem
es aber danach noch immer nicht gut geht, für den hätte ich
Aufbaukurs 1,2,3 - bis praktisch unbegrenzt im Angebot. Tatsächlich
begleite ich Euch solange, wie Ihr das wünscht. Kenne ich doch keine
Begrenzung mehr. Ich kenne nur noch Fülle. Jawohl, auch die Fülle
von Seminaren. Ist schließlich nur folgerichtig.
Gewiss, meine Lieben, ich weiß,
dass ihr Millionär sein müsst, um Euch das Gesamt meiner Seminare
leisten zu können. Das ist ja der Witz.
Denn: Sobald Ihr Euch Fülle-Aufbaukurs
Numero 43 tatsächlich leisten könnt (Kostenpunkt haargenau
999.999,99 Euro), dann seid Ihr Millionär! Zumindest
ward ihr es. Wenigstens fast. Immerhin fehlte Euch auch hier noch
ein einziger Cent.
Aber ganz ehrlich: Wenn Ihr es
wirklich und wahrhaftig bis hierhin geschafft habt, nämlich in
meinen Aufbaukurs Nr. 43, gibt es eine kleine Überraschung für Euch.
Ich schenke Euch den letzten Cent! Und zwar jedem von
Euch! Denn sparen oder geizen will ich niemals mehr. Könnte ich auch
gar nicht. Ich habe die Fülle inzwischen schließlich bestens
begriffen.
Dies aber bedeutet für Euch: Ihr
hättet theoretisch Millionär sein können! Persönlicher
Mangel hätte für alle Zeiten von Euch überwunden sein
können! Ihr hättet Fülle erleben können! Ewig.
Unversiegbar. Grenzenlos. Nämlich dann, wenn Ihr nicht so dumm
gewesen wärt, Eure erste Fast-Million soeben mir zu vermachen.
Wie jetzt - ich hätte Euch gesagt, Ihr
müsstet geben, um zu bekommen und dürfet niemals sparen oder geizen?
Ja, natürlich habe ich das gesagt. Und gewiss müsst Ihr geben – aber
doch nicht alles auf einmal. Nein, nein, das im "Fluss-Halten"
begnügt sich tatsächlich auch mit weniger. Das hätte ich aber nicht
gesagt? Moment mal – ach so, ja, das kommt erst in Aufbaukursus Nr.
51 zur Sprache.
Nichtsdestotrotz: Ihr, die Ihr hier in
meinem Aufbaukurs 43 sitzt, und Euch dies eben einmal ein jeder eine
knappe Million kosten ließet, habt ohnedies noch Fundamentales zu
erlernen. Nämlich: Gesunden Menschenverstand. Das Thema meines
nächsten Seminares. Ja, natürlich, dieser zählt auch der Thematik
der Fülle hinzu. Ich sagte ja – die Fülle ist ein komplizierter
Gegenstand. Aber wir werden das schaffen. Ohne Frage. Und zwar
gemeinsam.
Indessen bin ich reich. Viele andere,
die ich kenne, auch. Alternative Weltenmodelle? Die Entmachtung des
Geldes? Reichtum für alle? Die Patentlösung haben auch wir
Spirituellen noch nicht gefunden. Leider. Außerdem sind wir
mittlerweile gelinde gesagt etwas zu beschäftigt, um uns mit diesem
Gegenstand zusätzlich auseinander zu setzen. Erinnere: Wir lehren.
Aber mal im Ernst: Schließlich sind es
nicht wir, die sich das alles ausgedacht haben, mit dem Geld, der
Welt wie sie ist, dem Mangel und so. Ausgedacht haben wir uns nur
die Seminare.
Und einsehen tut das eigentlich
niemand mehr von uns, dass Idealismus und spirituelles Bewusstsein
zwangsläufig immer Mangel und Armut bedeuten sollen. Und das ist
auch ganz richtig so. Wenn wir diese Welt aber nicht von heute auf
morgen zu einer Wahrhaftigeren machen können, dann machen wir es uns
hier in der Zwischenzeit eben ein wenig nett. Und bedienen uns
provisorisch vorhandener Parameter. Fragt uns ja keiner, wie diese
Welt im Tatsächlichen aussehen sollte. Das exemplarische Beispiel
aber kann hingegen Wunder wirken. Daher führen wir dieser Welt nun
einfach vor, was wir meinen.
Aus diesem Grund halte ich meine Fülle
jedoch im Fluss und gebe weiterhin Geld für meine spirituelle
Belehrung aus. Was meinem spirituellen Begriffsverständnis nur von
Nutzen sein kann, denn mein Bewusstsein expandiert seitdem über die
Grenzen des Irdischen hinaus. Beglückender Nebeneffekt hierbei ist,
dass ich auf diese Weise wiederum vielen anderen spirituellen
Lehrern Fülle gewähre, und damit beweisen darf, dass dieses
Universum fürwahr für uns alle Platz bietet. Werden wir daher doch
allesamt spirituelle Lehrer. Oder bieten alternativ spirituelles
Zubehör an. Lehren und verkaufen aber können wir schlicht einander,
womit wir den Mangel endgültig besiegt hätten. Vielleicht doch ein
Modell mit Zukunft?
Mein Gewissen ist in jedem Fall
beruhigt, ich darf nun sicher davon ausgehen, mein Mangeldenken für
alle Zeiten überwunden zu haben. Und mir weiterhin sicher sein, zu
niemandes Unbill zu handeln, sondern in der Tat wertvolle Erkenntnis
zu verkünden. Es ist so leicht und es steht tatsächlich jedem von
uns frei.
Ich veranschlage unversehens drei
weitere Zusatztermine meiner diesjährigen Fülle-Seminare und lehne
mich zufrieden zurück. Das Seminar kann euch lehren, doch wisset:
Die Erkenntnis kommt von ganz allein.
aus der Reihe: (Wider)Sinne | ©
2oo5, Saskia Katharina Krost